ChatGPT gegen Google Bard | Wer wird der ultimative juristische Assistent der Zukunft?
5 gut investierte Leseminuten
ChatGPT gegen Google Bard | Wer wird der ultimative juristische Assistent der Zukunft?
5 gut investierte Leseminuten
Wie würde es sich anfühlen, nie wieder eine E-Mail manuell einem Mandat zuordnen zu müssen?
In der dynamischen Welt der Legal Tech finden sich Rechtsanwält:innen immer häufiger mit Tools konfrontiert, die darauf abzielen, ihre tägliche Arbeit zu erleichtern. Im Mittelpunkt des aktuellen Gesprächs stehen zwei Giganten der Künstlichen Intelligenz (KI): Google Bard und OpenAI’s ChatGPT. Die entscheidende Frage bleibt – welcher dieser Assistenten kann den anspruchsvollen Anforderungen der Jurisprudenz gerecht werden?
Inmitten einer Flut von KI-Anwendungen etablierten sich Google Bard und ChatGPT als unverzichtbare Hilfsmittel für Rechtsprofis. Während ChatGPT bereits seit November 2022 in Deutschland erhältlich ist, machte Google Bard erst Mitte Juli 2023 seine aufsehenerregende Einführung in der deutschen und Schweizer Rechtsszene.
Das erweiterte Einsatzgebiet von Bard, das nun 238 „Länder und Territorien“ umfasst, stellt eine beeindruckende geografische Reichweite dar, während ChatGPT mit einer Verfügbarkeit in 164 „Ländern, Regionen und Territorien“ nicht weit dahinter liegt.
Trotz der weitreichenden Verfügbarkeit stossen einige Rechtsanwält:innen möglicherweise auf Hindernisse aufgrund von geografischen Einschränkungen. Die Nutzung von VPN-Diensten, um diese Barrieren zu umgehen, ist entweder technisch eingeschränkt oder durch die Nutzungsbedingungen der Plattformen untersagt.
Die Sprachfähigkeiten beider Bots verdeutlichen weiter die individuellen Stärken und Schwächen. Während Bard eine beeindruckende Vielfalt von 40 Sprachen bietet, begrenzt sich ChatGPT auf neun Browsersprachen. Es erhebt sich die Frage, ob die sprachliche Begrenzung von ChatGPT eine entscheidende Rolle bei der Auswahl des idealen Tools für Rechtsanwält:innen spielt.
Hinter den Kulissen verwenden die beiden ChatBots unterschiedliche Ansätze zur Sprachmodellierung, was sich direkt auf ihre Funktionalitäten auswirkt. ChatGPT, das auf dem Large Language Modell (LLM) basiert, zeigt eine bemerkenswerte Fähigkeit, kreativ mit Texten umzugehen, was es zur ersten Wahl für die Formulierung eleganter Schriftstücke macht. Im Gegensatz dazu präferiert Bard ein auf Fakten basiertes Ansatz und ist somit prädestiniert für die Bereitstellung detaillierter Antworten auf sachliche Fragen.
Für Rechtsanwält:innen im IT- und Datenschutzrecht stellt sich die Unterstützung für Programmiersprachen als ein entscheidendes Merkmal heraus. Hier scheint Bard mit der Unterstützung von 20 Programmiersprachen einen deutlichen Vorsprung zu haben, obwohl beide Bots in der Lage sind, Code zu verstehen, zu schreiben und zu verbessern.
Google Bard wirft Antworten weit schneller aus als ChatGPT, wo bei Antworten die Generierung des Textes zuweilen langsam ist oder stockt und man bei längeren Antworten manchmal eine Bestätigung per Mausklick geben muss, damit die Generierung der Antwort weiterläuft. Im Netz freuen sich User:innen, die beide Tools haben, über die hohe Geschwindigkeit von Bard im Vergleich zu seinem Konkurrenten ChatGPT. Gerade für Anwält:innen, die zum Teil viele ähnliche Anfragen in kurzer Zeit an den Chatbot stellen und oft wenig Zeit haben, ist Bard daher definitiv die zeitsparender und nerven schonendere Wahl.
Die Kosteneffizienz und der Datenschutz bleiben wichtige Erwägungen bei der Auswahl des geeigneten Assistenten. Bard bietet den Vorteil, dass es kostenlos ist, im Gegensatz zu ChatGPT, wo nur die ältere Version kostenfrei nutzbar ist. Dies führt auch zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, da die Verwendung eines eingeloggten Kontos die Hinterlegung persönlicher Daten erfordert. Für Anwält:innen, die mit sensiblen Daten von Mandanten zu tun haben, ist dies ein entscheidender Faktor.
Beide Unternehmen haben grosse Pläne für ihre Tools, wobei Google bereits die Integration von Bard in seine Suchmaschine angekündigt hat und Microsoft ChatGPT in seine Suchmaschine Bing integriert hat. Die Einbindung von Google Lens in Bard ermöglicht es Nutzer:innen, auch Bilder in ihre Bard-Unterhaltungen hochzuladen, ein Feature, das ChatGPT noch fehlt. Google Lens ist eine intelligente Kameraanwendung, die Informationen über Orte, Produkte oder Bücher bereitstellt. Google hat Google Lens zuerst in der englischen Version von Bard eingebunden. Dadurch lässt sich in Bard-Unterhaltungen nicht nur Text hochladen, sondern auch Bilder, die über Google Lens kommen.
ChatGPT hat sich als fehleranfällig erwiesen. Nicht nur, was den Auswurf von Fehlermeldungen im laufenden Betrieb betrifft, sondern auch was falsche oder frei erfundene Antworten betrifft. Rechtsanwält:innen sind bei ihrer Arbeit auf ein hohes Mass an Zuverlässigkeit, genutzter Services angewiesen. Ein Tool, das hin und wieder nicht funktioniert, kann gerade bei Fristsachen arge Probleme bereiten.
Bei der Nutzung von ChatGPT kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn man einen VPN-Dienst verwendet. Zusätzlich gibt es für Bard eine App, die man im Google Play Store herunterladen kann.
Interessanterweise geben sowohl ChatGPT als auch Bard zu, dass die Auswahl zwischen ihnen stark von den spezifischen Anforderungen und Prioritäten der Nutzer:innen abhängt. ChatGPT betont die Bedeutung von Tests und Demos zur fundierten Entscheidungsfindung, während Bard sich als die bessere Option für sachliche Informationen positioniert.
Auf die Frage, welches Tool von beiden besser für Anwält:innen ist, antwortet ChatGPT, dass die Wahl zwischen den beiden Tools von verschiedenen Faktoren abhängt, einschliesslich spezifischer Anforderungen und Prioritäten. Beide Systeme seien auf sogenannte Natural Language Processing (NLP) basiert, aber es gebe einige Unterschiede zwischen beiden. Ein Unterschied seien unterschiedliche Datensätze, deren Qualität und Vielfalt Auswirkungen auf die Leistung und die Qualität der Antworten haben könne. ChatGPT nennt auch den Preis, der bei ChatGPT höher ist. Weitere Unterschiede liegen laut ChatGPT in der Anpassbarkeit und Integration der beiden Tools sowie beim Punkt Datenschutz und Compliance. ChatGPT empfiehlt, Tests durchzuführen oder sich Demos anzusehen, die es etwa auf Youtube gibt.
Bei Bard lautet die Antwort, dass ChatGPT nicht so gut darin sei, sachliche Informationen zu liefern, wie z. B. Rechtsprechung oder Gesetzestexte.
Welche KI-Anwendung besser für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ist, lässt sich in der Tat nicht pauschal beantworten. Die Entscheidung zwischen ChatGPT und Bard hängt stark von den individuellen Anforderungen und Präferenzen ab. Während ChatGPT ideal für sprachlich anspruchsvolle Aufgaben ist, bietet Bard schnelle und faktenbasierte Antworten. Die optimale Strategie könnte darin liegen, beide Tools zu kombinieren, um ein Höchstmass an Effizienz und Genauigkeit zu erzielen. Letztendlich liegt die Entscheidung in Ihren Händen – nehmen Sie sich die Zeit, beide Optionen zu erkunden, und wählen Sie die Lösung, die Ihren Bedürfnissen am besten entspricht.
Daniel N. Solenthaler – dank seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung in der Softwarebranche, mit Schwerpunkt auf Kanzleisoftware, sowie einem Abschluss in Betriebswirtschaft der Universität St.Gallen ist Daniel N. Solenthaler ein ausgewiesener Experte für die Digitalisierung von Anwaltskanzleien. Durch die Betreuung von Hunderten von Kanzleien verfügt er über ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse der Branche und erkennt schnell Verbesserungspotenziale. Mit gezielten Prozessoptimierungen hilft er Kanzleien, effizienter, rentabler und dynamischer zu werden.