Wir leben New Work
und haben alte Kanzlei-Hierarchien hinter uns gelassen
New Work ist das Thema der Stunde und wird, insbesondere in der Corona-Zeit, zunehmend bedeutender. Dass Arbeitsmodelle der Zukunft auch in Kanzleien funktionieren, zeigt vangard | Littler, wo alte Hierarchien und Präsenzpflicht der Vergangenheit angehören. Die Rechtswelt ist im Umbruch, doch Kanzleien tun sich mit New Work noch schwer. Dr. Alexander Bartz weiß, warum und verrät, wie es dennoch funktioniert.
„Wenn Kanzleien zukunftsfähig bleiben wollen, muss sich die Arbeitskultur ändern“, sagt Dr. Alexander Bartz, Partner bei vangard | Littler. „Es reicht nicht, dass man über New Work spricht, es muss auch gelebt werden.“ Der Fokus des New-Work-Konzeptes liegt dabei auf Flexibilität, Freiheit und mehr Selbständigkeit. In der Praxis kann das ortsunabhängiges arbeiten oder eine wertebasierte Unternehmensausrichtung bedeuten. „Kanzleien sind in ihren Strukturen und Hierarchien besonders starr und antiquiert. Schon einfache Dinge wie Homeoffice gelten hier als modern, und das gibt es dann auch nur für Anwälte “, weiß Bartz. „Deswegen findet New Work auch in 95 Prozent aller Kanzleien in Deutschland nicht statt.“ Eine Ausnahme ist vangard | Littler.
„Zunächst haben wir die traditionelle Kanzlei-Hierarchie aufgebrochen, die eine Zwei-Klassen-Gesellschaft kreiert: Berufsträger aka Fee-Earner auf der einen Seite, die anderen Mitarbeiter, sogenannte Fee-Burner, auf der anderen“, so Alexander Bartz. „Hier steckt eine unheimlich starke Wertung drin. Das wollten wir nicht mehr. Wir sind ein Team, in dem jeder eine Stimme hat und dieselbe Verantwortung übernimmt. Bei uns trägt jeder zur Wertschöpfung bei. Alle sind vangardisten, egal ob Anwalt oder nicht.“ Gleichberechtigtes Arbeiten – eine vermeintliche Selbstverständlichkeit, die für eine Kanzlei revolutionär sei.
Darüber hinaus habe sich vangard | Littler vom starren Billable-Hours-Modell, festen Arbeitszeiten und Präsenzpflicht verabschiedet. „Alle, egal ob Werkstudentin, Assistentin oder Seniorpartner, können von zu Hause aus arbeiten und tun das auch. Alle duzen sich und Kleidungsvorgaben gibt es keine“, sagt Bartz. „Dazu kommt unser Leitbild: Eigenverantwortung und unternehmerische Mitverantwortung prägen die Zusammenarbeit.“ Ein Ansatz, der sich auch in der Corona-Krise bewährt hat: „Wir sind ohne große Reibungsverluste in diese Zeit gegangen, da wir Mobile Work bereits integriert haben und das Team Projekte selbst in die Hand nimmt“, so der Anwalt.
„Eine neue Kultur zu etablieren ist herausfordernd und braucht Zeit. Der Schlüssel: Kommunikation und Offenheit.“
Aber wie überführt man New Work von der Theorie in die Praxis? „Eine neue Kultur in den Köpfen zu verankern, war sehr herausfordernd“, sagt Bartz. „Der Schlüssel sind Kommunikation, Offenheit und Wertschätzung. Es ist wichtig, allen zuzuhören, Probleme ernst zu nehmen und jedem Argument – egal von wem es kommt – dasselbe Gewicht zu geben. So entsteht Vertrauen.“ Der erste Schritt sei es gewesen, allen Mitarbeiter*innen die Möglichkeit zu geben, einander auf Augenhöhe zu begegnen. „Dann sieht man, wo Potential liegt und wo es vielleicht nicht mehr passt. Nicht alle fühlen sich im neuen Modell wohl. Diese Leute verliert man dann leider“, weiß Bartz. „Das ist manchmal traurig, aber konsequent, wenn man die neue Vision wirklich umsetzen will.“
Der Partner freut sich über den neuen Teamgedanken in der Kanzlei, will aber nichts beschönigen: „Bis es soweit war, hat es gedauert. Die Zeit war manchmal auch frustrierend. Wir sind aber drangeblieben und arbeiten heute viel motivierter zusammen.“
„Auch unsere Mandanten spüren den Unterschied und nehmen ihre Ansprechpartner als einheitliches Team wahr.“
Im Team beobachte Bartz, dass Konflikte schneller gelöst werden und das Verständnis füreinander gewachsen sei. „Wenn jemand privat unter Druck steht, gibt das Team Rückendeckung und packt mit an. Das war ein echter Wow-Moment für mich.“ Natürlich spüren auch Mandanten den Wandel: „Gerade diejenigen, die eine ähnliche Arbeitskultur leben, finden das super“, sagt Bartz. „Der Hierarchie-Abbau zeigt Wirkung: Unsere Mandanten nehmen die für sie zuständigen Teams als Einheit wahr. Sie wissen, dass sie sich mit Anfragen an verschiedene Ansprechpartner wenden können und Probleme schnell und kompetent gelöst werden. So ist auch ein Assistent in der Außenwahrnehmung fester Bestandteil des Teams.“ Der Anwalt ist davon überzeugt, dass der vangard-Ansatz das Modell der Zukunft ist: „Nur so können wir künftig Mitarbeiter und Mandanten gewinnen und auch halten.“
„Die alten Kanzleikräfte sind schwer zu überwinden. Die Angst vor Veränderungen hängt auch mit dem Primat der immerwährenden Profitsteigerung zusammen.“
Dennoch: Die meisten Kanzleien verharren in ihren Strukturen. „Die alten Kräfte sind schwer zu überwinden. Da spielt auch das traditionelle Selbstverständnis des stolzen Anwaltsberufes mit“, so Bartz. „Zusätzlich gilt in Kanzleien das Primat der Zahlen: Kennzahlen sind entscheidend, der Profit muss stetig steigen – nicht, dass die Fachpresse denkt, die Kanzlei sei nicht erfolgreich. Entsprechend ist die Angst vor Veränderung groß, da sie die Gefahr birgt, dass Gewinne sinken oder man im Ranking abfällt.“ Er plädiert dafür, diese Angst zu überwinden – auch wenn die Phase der Umstellung auf New Work Profitabilität vorübergehend mindern könne.
„Wenn finanzieller Erfolg primär damit zusammenhängt, dass Angestellte möglichst lang arbeiten und Billable Hours generieren, ist das natürlich ein Zielkonflikt. Wir wollen aber, dass unser Team auch Zeit für nichtjuristische Projekte hat. Bei uns wird niemand gelobt, weil er bis nachts arbeitet, obwohl das nicht nötig ist. Alle sollen sich wohlfühlen.“ New Work – das ist für Bartz auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. „Dementsprechend muss das Private mit dem Beruflichen in Kanzleien vom Werteverständnis zunächst gleichziehen. Erst dann kann New Work funktionieren,“ weiß er.
„Purpose-Bildung ist wichtig, wird jedoch kaum gelebt und fungiert eher als Marketing-Anstrich.“
Auch wenn es um Purpose-Bildung geht, hinken Kanzleien modernen Unternehmen hinterher: „Das Thema ist sehr wichtig, denn Menschen stellen sich heute die Frage, welchen Sinn ihre Arbeit hat. Geld ist keine ausreichende Antwort mehr. Alle Mitarbeiter, nicht nur die Anwälte, müssen an einen Unternehmenszweck glauben können“, sagt Alexander Bartz und wirft einen Blick in den englischsprachigen Raum: „Hier findet das Thema seit mehreren Jahren statt, der Trend ist also eindeutig. Leider ist es aber oft so, dass Ressourcen in Workshops gesteckt werden, dann aber niemand den Purpose wirklich lebt.
Es werden nur Kosten produziert und Arbeitszeit verschwendet – reiner Marketinganstrich.“ vangard | Littler formuliert seinen Unternehmenszweck so: Als EIN Team leben wir Vielfalt und Freiheit. Bartz ergänzt: „Diesen Purpose können wir natürlich nicht einfach anordnen. Er muss aus dem Team kommen.“ Der Anwalt hofft, dass Kanzleien erkennen, wie wichtig ein Unternehmenszweck ist, um künftig die richtigen Leute anzuziehen. „Der Purpose zeigt, was eine Kanzlei für die Gesellschaft tut. Und das muss über das reine Mandanteninteresse und Geldverdienen hinausgehen.“
Dr. Alexander Bartz – Kanzlei vangard | Littler
*Text wurde erstmals in der Online-Zeitschrift Lawers Magazin veröffentlicht und von der Kanzlei vangard | Littler, welche unsere Anwaltssoftware timeSensor LEGAL bereits seit sieben Jahren erfolgreich einsetzt, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.